Großer Schritt zur Inklusion: Nichtbehinderte beim Sitzvolleyball startberechtigt
Ex-Volleyballnationalspieler Mark Siebeck bei Deutscher Meisterschaft für Leipzig
am Start.
In diesem Jahr sind erstmals auch Nichtbehinderte bei der Deutschen Meisterschaft im
Sitzvolleyball startberechtigt. Das hat der Deutsche Behindertensportverband (DBS)
kürzlich beschlossen. Maximal zwei der sechs auf dem Feld befindlichen Spieler dürfen
dabei ohne jegliche Behinderung sein. Dem Kader von zwölf Spielern dürfen sogar bis
zu sechs Nichtbehinderte angehören.
„Diesen Beschluss begrü.en wir sehr. Es ist ein wichtiger Schritt zur Inklusion und zeigt,
dass auch der gemeinsame Wettkampfsport von Behinderten und Nichtbehinderten auf
hohem Niveau möglich ist“, sagt Christian Rösler, Gesch.ftsführer des Sächsischen
Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes (SBV).
Von der neuen Regelung hat das Sitzvolleyballteam des Behindertensportvereins Leipzig,
das zu den besten Mannschaften Deutschlands gehört, Gebrauch gemacht und
sich prominent verstärkt: Mark Siebeck, 147-maliger Volleyballnationalspieler wird bei
der Deutschen Meisterschaft Anfang Juni in Hamburg für den BVL an den Start gehen.
Den „Deal eingefädelt“ hat BVL-Coach Bernd Zimmermann, der das Team seit gut einem
Jahr betreut und aufgrund seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Fachgruppenleiter
Volleyball am IAT (Institut für angewandte Trainingswissenschaft) gute Kontakte zum
gebürtigen Schkeuditzer hat.
Seine Sitzvolleyball-Premiere hatte Siebeck Ende 2012, als er beim Weihnachtsturnier
des BVL in einer Prominentenmannschaft antrat. Besonders beeindruckt war der 37-
jährige vom großen Engagement der Spieler und des Umfeldes, was ihm die Entschei
dung leicht machte, das Team zu unterstützen. Nach zahlreichen Trainingseinheiten
und einem ersten Wettkampf fällt sein Fazit positiv aus: „Die Umstellung war gar nicht
so kompliziert, es ist ja im Prinzip das gleiche Spiel – nur eine Etage tiefer, im Sitzen.
Man muss bloß in anderen Dimensionen denken, da ja auch das Spielfeld kleiner ist.“
Anfangs machte ihm die größere Beanspruchung des verlängerten Rückens etwas zu
schaffen: „Gegen die blauen Flecken am Gesäß habe ich ein einfaches Mittel gefunden
– einfach ein, zwei Hosen zusätzlich anziehen. Und mit der Zeit gewöhnt man sich sowieso
an diese neue Belastung“, so Siebeck.
Christoph Herzog, neben Alexander Schiffler einer der zwei Nationalspieler im Leipziger
Team, freut sich über die Verstärkung der Mannschaft: „Mark ist eine extreme Bereicherung
für unsere Mannschaft und bringt sich phantastisch ein“, so der Paralympics-Dritte
von London. „Über seine herausragenden Qualitäten muss man nicht viel sagen. Technisch
und taktisch macht ihm natürlich keiner was vor. Ihm fehlt vielleicht noch etwas
die Stabilität in der ungewohnten Sitzposition, aber daran kann man gezielt arbeiten.“
Am ersten Juniwochenende will Trainer Bernd Zimmermann den BVL-Sitzvolleyballern
in einem Abschlusstrainingslager den letzten Feinschliff geben, um am darauf folgenden
Wochenende bei der DM am 8. und 9. Juni in Hamburg eine gute Rolle zu spielen. Obwohl
sich auch andere Teams entsprechend verstärkt haben, hat Nationalspieler Christoph
Herzog das Ziel fest im Visier: „Ich fahre nach Hamburg, um Deutscher Meister zu
werden.“
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