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Im Gespräch: Claudia von Lanken (Bundesliga-Trainerin 1. FC Lok Leipzig)

Mit der ehemaligen deutschen National-Torhüterin Claudia von Lanken hat der 1. FC Lok Leipzig nach dem Aufstieg in die Erste Bundesliga eine neue Trainerin verpflichtet. Die 34-Jährige war zuletzt 12 Jahre lang beim Hamburger SV und führte zuletzt die zweite Mannschaft des HSV zur Zweitliga-Meisterschaft.

Was reizt Sie nach 12 Jahren beim Hamburger SV an der Aufgabe „1. FC Lok Leipzig“?

„Es wurde einfach mal Zeit, etwas Neues zu machen. Natürlich reizt es mich, eine Erstliga-Mannschaft zu trainieren. Ich habe bereits seit einigen Jahren einen guten Kontakt nach Leipzig, hier hat das Paket einfach gepasst.“

Sie haben in den vergangenen Jahren in Hamburg sehr erfolgreich gearbeitet. Was war der Erfolg Ihrer Arbeit? Auf was für eine Trainerin müssen sich die Lok-Spielerinnen einstellen?

„In erster Linie ist mir wichtig, dass die Spielerinnen fit sind. Schließlich müssen wir als Aufsteiger in erster Linie unsere Fitness und Leidenschaft einbringen, sonst haben wir gar keine Chance. Die Spielerinnen müssen sich also vor allem in der Vorbereitung auf intensives Training einstellen. Aber es wird eine gesunde Mischung aus Arbeit und Spaß geben. Bei aller Ernsthaftigkeit soll das ganze Team schließlich vor allem mit Freude bei der Sache sein.“

Als Aufsteiger geht man normalerweise mit dem Ziel „Klassenerhalt“ in die Saison. Ist das auch Ihr Ziel mit dem 1. FC Lok?

„Wir kämpfen von Beginn an gegen den Abstieg, da brauchen wir uns nichts vormachen. Für uns ist jedes Spiel ein Endspiel und wir sind froh über jeden Punkt. Ich denke, wir kämpfen mit Essen, Jena und Freiburg um den Klassenerhalt. Im Gegensatz zu den anderen Teams fehlt uns allerdings die Erfahrung im Bundesliga-Abstiegskampf. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir eine schlagkräftige Truppe zusammenhaben, mit der der Klassenerhalt möglich ist.“

Mit den drei Hamburgerinnen Angelina Lübcke, Kathrin Patzke und Jobina Lahr sowie der Duisburgerin Anne van Bonn sind bereits vier Neuzugänge sicher. Wie viele Spielerinnen fehlen noch, um in der Bundesliga konkurrenzfähig zu sein?

„Mit zwei weiteren Spielerinnen sind wir uns so gut wie einig. Jetzt fehlen noch zwei wichtige Neuzugänge. Wenn nichts Unerwartetes passiert, gehen wir mit einem Kader von 22 Spielerinnen in die Saison. Wir haben eine gute Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und hoffnungsvollen Talenten. Damit ist auch ein gesunder Konkurrenzkampf gegeben.“

Sie kennen die Erste und die Zweite Bundesliga. Für den 1. FC Lok ist die Erste Bundesliga Neuland. Was erwartet den Verein in der höchsten deutschen Spielklasse?

„Die Erste Liga ist eine völlig andere Welt! Da stehen uns fast in jedem Spiel Nationalspielerinnen gegenüber. Da ist das Tempo wesentlich höher, als in der Zweiten Liga. Es wird sicher auch mal Spiele geben, die wir hoch verlieren – wie zum Beispiel gegen Frankfurt oder Potsdam. Aber daraus müssen wir lernen, und Kampf und Leidenschaft entgegensetzen. Allerdings hat man bei 22 Spielen nicht viel Zeit, aus den Fehlern zu lernen.“

Der Frauenfußball hat in den vergangenen Jahren einen großen Entwicklungs-Sprung gemacht. Wohin geht aus Ihrer Sicht der Trend?

„Wir sind inzwischen schon sehr weit. Die Entwicklung in den letzten Jahren war überaus positiv. Deswegen dürfen wir auch von der Zeit nach der WM nicht zu viel erwarten. Den großen Schub wird es wahrscheinlich nicht geben – auch wenn ich mir natürlich wünschen würde, dass wir in Zukunft mehrere tausend Zuschauer zu unseren Spielen anlocken. Wichtig ist, dass in den Vereinen kontinuierlich und solide weiter gearbeitet wird. Wir wollen die Leute dauerhaft für den Frauenfußball begeistern, wir haben schließlich nichts zu verstecken.“

Interview: Andreas Neustadt

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