Im Interview: BBVL-Trainer Steffen Merker
Nach drei Jahren im Abstiegskampf und großen finanziellen Problemen in der vergangenen Saison hofft man bei den Bundesliga-Basketballerinnen des BBVL nach dem glücklichen Verbleib in der 1. Bundesliga endlich auf eine Rückkehr in ruhiges Fahrwasser. Dafür soll auch der neue Trainer Steffen Merker sorgen. Wochenkurier sprach mit dem 34-jährigen Coach, der zuletzt als Trainer in der Nachwuchs-Bundesliga in Berlin aktiv war.
Als Sie den Vertrag unterschrieben, war der BBVL Zweitligist. Nach diversen Lizenz-Problemen anderer Bundesligisten, sind Sie jetzt Bundesliga-Trainer. Ist die Freude über Ihre neue Aufgabe beim BBVL jetzt noch größer?
Steffen Merker: „Als ich hier unterschrieben habe, bin ich von einem Jahr in der 2. Liga ausgegangen. Aber ich freue mich riesig auf diese Aufgabe, auch wenn der Druck in der 1. Bundesliga natürlich noch größer ist. Ich stelle mich dieser Aufgabe hier gern, denn Leipzig hat ein großes Basketball-Potenzial.“
Dieses große Potenzial wurde in den letzten Jahren nur selten abgerufen, stattdessen steckte das Team in den vergangenen drei Jahren im Abstiegskampf fest, dazu kamen in der vergangenen Saison die finanziellen Probleme. Mit welchen Zielen gehen Sie an Ihre Aufgabe beim BBVL?
„Jetzt schon ein Saisonziel auszurufen ist schwer, weil ich noch nicht genau weiß, mit welchen Spielerinnen wir in die anstehende Saison gehen. Fest steht, dass am Ende der Saison der sichere Klassenerhalt stehen soll, so wird in den nächsten Wochen auch das Team zusammengestellt. Perspektivisch peilen wir in den kommenden Jahren die Play-offs an.“
Welche Stimmung herrscht nach den Problemen in den vergangenen Jahren derzeit beim BBVL?
„Ich habe hier von Anfang an eine positive Stimmung und ein gesundes Umfeld vorgefunden. Es passt hier aus meiner Sicht alles zusammen – die Bedingungen sind wirklich top. Es ist zu spüren, dass alle an einem Strang ziehen und die letzten Jahre vergessen machen wollen.“
Auf welchen Trainer-Typ dürfen sich Spielerinnen und Fans einstellen?
„Basketball ist meine große Leidenschaft, und das lebe ich auch jeden Tag aus. Ich arbeite sowohl im Training als auch im Spiel sehr fokussiert. Das, was wir im Training machen, möchte ich im Spiel sehen – da bin ich sehr konsequent und ein harter Hund. Wer hart und gut im Training arbeitet, kann das auch gut im Spiel umsetzen. Wenn das den Spielerinnen gelingt, dürfen Sie sich auch mal über den einen oder anderen freien Tag freuen.“
Wann soll das Team endgültig stehen?
„Der Kern der Mannschaft soll Anfang August zum offiziellen Trainingsauftakt stehen. Derzeit haben wir sechs von 12 Spielerinnen zusammen. Die Gespräche mit möglichen Neuzugängen laufen derzeit auf Hochtouren. Die Spielerinnen, die bereits da sind, trainieren momentan individuell.“
Sie haben in ihrer noch jungen Trainer-Karriere bereits Männer- und Frauen-Teams trainiert. Welche Unterschiede haben Sie festgestellt?
„Frauen sind emotionaler, sowohl im Spiel als auch im Training. Außerdem hinterfragen Frauen mehr. Männer glauben oft, dass sie schon alles können. Bei Männern geht es auch schon mal etwas härter zur Sache, dabei fallen auch ab und zu ein paar derbe Worte. Bei Frauen muss man dagegen manchmal ruhigere Töne anschlagen. Das kann man aber nicht lernen, dass muss man im Gefühl haben.“
Sie haben in den vergangenen Jahren in Berlin im Nachwuchs-Bereich gearbeitet. Wie sieht es beim BBVL-Nachwuchs aus?
„Hier hat mein Vorgänger Ray Ingram in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet. Das müssen wir konsequent weiterführen, um den für die Bundesliga nötigen Unterbau zu schaffen. Der Anfang ist auf jeden Fall geschafft, die vielen Talente müssen in den nächsten Jahren weiter gefördert werden. Aber das geht nicht von heute auf morgen, dazu brauchen wir noch zwei drei Jahre.“
Text: Andreas Wendt
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