Interview: Juliane Stolle
Mit Highspeed Richtung Weltspitze – LAZ-Sprinthoffnung Juliane Stolle im Interviebw
Sie ist jung, sieht umwerfend gut aus und ist zudem noch verdammt schnell. Denn während manche Leute für den 100 Meter entfernten Weg zum nächsten Bäcker das Fahrrad aus dem Keller holen oder sogar ins Auto steigen, ist Juliane Stolle schon lange da. In 11,65 Sekunden. Zu Fuß! Alles in allem sehr gute Voraussetzungen für die sympathische Sprinterin vom LAZ Leipzig ein neuer Stern am internationalen Leichtathletik-Himmel zu werden.
Während die 18-Jährige Leipzigerin in ihrer Paradedisziplin, die 200 Meter, den nationalen Nachwuchsbereich schon seit Jahren dominiert und mehrere deutsche Jugend- und Juniorenmeistertitel einfahren konnte, sorgte Juliane mit der Teilnahme an der Junioren-WM 2006 in Peking und einem guten 6. Platz bei der Jugend-EM 2007 in Hengelo auch schon international für jede Menge Aufsehen.
Doch Teilnahmen und sechste Plätze sind der ehrgeizigen Athletin noch zu wenig. Sie will mehr. Und so trainiert Juliane Stolle bis zu 2,5 Stunden täglich mit Ihrem Trainer Matthias Pohle auf dem Gelände des Leipziger Sportforums um nicht nur Ihre 200 Meter Bestzeit von 23,39 Sekunden noch in diesem Jahr auf 23,10 s zu verbessern, sondern um auch in der Königsdisziplin der Leichtathletik, die 100 Meter, bald international die Nase vorn zu haben. Denn Ihr Ziel hat sie klar definiert: Weltspitze!
Auch die 100 Meter Staffel gehört zu den Spezialitäten der talentierten Sprinterin, und so macht sie sich insgeheim auch Hoffnung schon nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking zum Team der deutschen Staffelfrauen zu gehören. Aber Ihr Hauptaugenmerk richtet Juliane auf die Spiele 2012 in London, wo Sie mit 23 Jahren im besten Sprintalter sein wird und Ihre Konkurrentinnen sie hoffentlich nur von hinten und später auf dem Treppchen ganz oben sehen werden.
Auch privat „läuft“ alles gut für die hübsche Sportlerin. Denn mit dem erfolgreichen Abschluss Ihres Abitures hat Sie nun endlich mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben, wie Ihre Hobbys, Ihre Freunde und vor allem Ihren Sport. Nur mit der Einberufung in die Sportfördergruppe der Bundeswehr hat es dieses Jahr noch nicht geklappt, was sich aber nach einem einjährigen Praktikum beim Olympiastützpunkt und der Olympia-Sport Leipzig GmbH im nächsten Jahr ändern soll.
Die 100 Meter zum nächsten Bäcker könnte Juliane Stolle mittlerweile auch mit dem Auto fahren, denn vor kurzen bestand sie die Führerscheinprüfung. Das wird sie aber nicht tun. Zu Fuß ist sie viel schneller…
Juliane, 2008 blickt die ganze Welt nach Peking zu den Olympischen Spielen. Wie siehst du deine Chancen schon nächstes Jahr bei Olympia für Deutschland an den Start zu gehen?
Das kann ich nach dieser Saison noch nicht genau sagen. Es bleibt für mich ein Ziel, auf das ich hinarbeiten werde und vielleicht erfüllt sich ja mein Traum von Olympia 2008. Ich werde hart daran arbeiten.
Dein großes Ziel sind die Spiele 2012 in London. Was glaubst du, musst du noch verbessern um international ganz vorn mit laufen zu können?
Auf jeden Fall gibt es da eine Menge zu verbessern. Ich besitze zwar gute Vorraussetzungen für das Sprinten, doch kann man an vielen Stellen das ein oder andere verbessern. Das wird mit eine der wichtigsten Aufgaben für mich und meinen Trainer für die nächsten Jahre werden. Aber wir sind auf einem guten Weg.
Stellst du dich selbst unter großen Erwartungsdruck?
Ein gewisser Druck ist schon da. Der kommt aber eher von Außen. Ich werde mein bestmöglichstes tun, hart trainieren und mich optimal vorbereiten. Und ich werde mich in der kommenden Hallensaison mit sehr guten Leistungen zeigen.
In der Leichtathletik bereitet man sich monatelang vor um auf den Punkt genau fit zu sein. Was nicht immer klappt. Welche Rückschläge musstest du schon erleiden und wie bist du damit umgegangen?
Man muss ja nicht direkt auf einen Punkt vorbereitet sein, es gibt ja zahlreiche Vorbereitungswettkämpfe zu Beginn der Saison, damit man sich bis zum Höhepunkt steigern kann. Aber Du musst natürlich zu den jeweiligen wichtigen Wettkämpfen fit sein.
Bisher war ich zu Qualifikationswettkämpfen immer auf dem Punkt. Gerade zu den wichtigen Wettkämpfen, wie den Jugend-Welt- und Europameisterschaften. Aber es kann durchaus auch mal vorkommen. Ich bin jung und muß lernen damit umzugehen.
In deiner Altersklasse bist du nur schwer zu schlagen und hast schon etliche Erfolge eingefahren. Welcher Titel bedeutet dir am meisten?
Mir bedeutet jeder einzelne Titel viel. Ob er jetzt wichtig oder eher unwichtiger ist, weil jeder Titel mich weiterbringt und mir zeigt, dass sich das Training gelohnt hat.
Der Titel den ich in meiner jetzigen Laufbahn als am wichtigsten empfinde ist meine Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften der Erwachsenen über 200 Meter aus dem Jahre 2006.
Zurück zu den Ursprüngen. Du läufst seit deinem 8. Lebensjahr für den SC DHfK bzw. fürs LAZ. Wie und wann hast du gemerkt dass du schneller bist als andere Kids in diesem Alter?
Eigentlich gab es da kein bestimmtest Datum, vielleicht als ich in den Jugendbereich gekommen bin.
Allerdings hatte ich nur auf 200m die Nase vorne. Bei den 100m gab und gibt es immer noch Konkurrenz.
Gab es seit dem nie andere Sportarten die dich reizten?
Nicht wirklich. Ich würde schon einige andere Sportarten gerne machen, aber das sind meistens solche wie Surfen, Wake-Boarden oder Snowboard fahren. Und dafür gibt es hier wenig Gelegenheiten bzw. Möglichkeiten, deswegen komme ich sehr selten dazu.
Du hast diesen Sommer erfolgreich dein Abitur bestanden. Schule und Leistungssport war sicher eine enorme Doppelbelastung. Bist du froh dass diese Zeit vorbei ist?
Ja, ein bisschen froh bin ich schon, wie glaub ich viele die mit der Schule fertig sind. Aber ich vermisse schon den Unterrichtsalltag. Es war auf jeden Fall wichtig für mich selbst und auch für meine Zukunft, dass ich die Schule gut abschließe. Und das ist mir ja auch gelungen.
Was machst du gern in deiner neu gewonnenen Freizeit?
Viel mit Freunden unternehmen für die man sonst relativ wenig Zeit hat.
Ausschlafen und einfach mal entspannen.
Was magst du als gebürtige Leipzigerin besonders an deiner Heimatstadt?
Die Stadt ist schon geil. Die Super-Innenstadt, viel Grün und hauptsächlich mag ich das Einkaufen am frühen Morgen, wenn die Stadt noch relativ menschenleer ist. Und natürlich die zahlreich Freizeitaktivitäten und Ausgehmöglichkeiten.
Der Traum jedes Leichtathleten ist der Weltrekord. Knackt Juliane Stolle irgendwann den von Ihrem Vorbild Florence Griffith-Joyner, von 10,49 s über 100 Meter, der schon seit 1988 Bestand hat?
Wir werden sehen. ;)
interview dl, fotos hendrik-schmidt
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