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L.E. Volleys: Das Wunder der Brüderhölle – Abstieg verhindert

 

Mehr Glück als Verstand – Ritt auf der Rasierklinge – Dem Teufel von der Schippe gesprungen. Alles Sprüche, die einerseits passen, am Ende aber doch nicht die ganze Dramatik dieses letzten Spieltages ausdrücken können. Um Haaresbreite sind die L.E. Volleys am Samstag dem schweren Gang in die dritte Liga entronnen.

 

Der Erfolg hat dabei gleich mehrere Väter. Zum einen die Mannschaft, die sich in letzter Minute noch einmal ordentlich ins Zeug gelegt hat. Zum anderen „Raschi – den Unabsteigbaren“. Denn mit seiner jungen Ausbildungsmannschaft in der Regionalliga hat der neue Bundesliga-Trainer dies ja auch schon vorher bewiesen. Aber es gibt da noch 512 weitere Gründe. Nämlich die Fans in der Halle, die noch an ihre Volleys geglaubt und sich nicht vor dem Entscheidungsspiel gedrückt haben. Vom ersten Punkt an waren die Fans hellwach und haben der neuen Brüderhalle wieder ein wenig von der alten Brüderhölle eingehaucht.

„Als ich mitbekommen habe, was für eine geile Stimmung die Zuschauer machen, war mir klar, dass wir das hier nicht verlieren dürfen“. So Falk Köthen nach dem Spiel, der auch die Ehre des Matchballes nutzen durfte.

 

Als Verfasser dieses Spieltags-Kommentars kann ich recht wenig vom Spiel sagen, da ich es nicht gesehen habe. Mein Nervenköstüm war zu angespannt. Vielmehr bin ich vorne am Empfang geblieben und habe einfach nur dem Lärm aus der Halle gelauscht. Denn es war in fast jeder Situation klar, welche Mannschaft den Punkt gemacht hat. War es ein lautes Jubeln einiger Großgewachsener, dann machte die Freie Turnerschaft den Punkt. Ja, man konnte die sich immer wieder selbst anfeuernden Freiburger auch draußen im Foyer hören. So kennt man die Affenbande aus dem Breisgau. War es dagegen ohrenbetäubender Lärm, angeheizt von unserem Hallensprecher Pfeffi, dann war es ein Punkt für uns. Und war es doch mal unklar, dann halfen die Bildschirme im Foyer, die zuverlässig die Punkte von drinnen übertrugen – schneller als der Live-Ticker im Internet. Also warum in die Halle gehen und sich dem Herzinfarkt unnötig nahe bringen.

 

Im ersten Satz hielten die Leipziger Männer noch lange Zeit mit. Erst im zweiten Drittel des Durchgangs setzte sich Freiburg mit mehr Konsequenz durch und holte sich den Satz mit 22:25. Jetzt war klar, dass Dresden sein Spiel mit 0:3 in Fellbach verlieren müsste, wenn Grafing in Mainz gewinnt. Es wurde also noch um einiges unerträglich spannender.

 

Dann ging es aber los. Den Freiburgern, denen die zweitweiteste Auswärtsfahrt noch in den Knochen steckte, spielte angabegemäß seine Qualitäten nicht mehr so konsequent aus. Die Volleys machten sich lang und wollten unbedingt hier und heute gewinnen. Ziemlich deutlich holten sie die nächsten zwei Sätze mit 26:16 und brachten sich damit wieder ins Rennen um den Klassenerhalt. Doch was machte die Konkurrenz? Grafing hatte mittlerweile zwei Sätze gewonnen und war damit uneinholbar an Leipzig vorbeigezogen. Als mussten die bangen Blicke in Richtung Schwaben gehen, wo die Dresdner ebenfalls ums Überleben kämpften. Zwei Sätze hatten die Landeshauptstädter schon deutlich verloren, berappelten sich aber im dritten Satz und gingen beim 8:7 erstmals in Führung. Es blieb spannend. Bis zum 18:20 blieben sie dran und mussten für den Klassenerhalt nur noch diesen einen Satz gewinnen. Doch die Fellbacher waren gnadenlos und holten sich diesen mit 25:20.

 

Es war 20 Uhr und 20 Minuten. Dresden hatte 0:3 verloren und Leipzig startete nun in den letzten, entscheidenen Satz. Geht er verloren, war es das. Der Abstieg wäre besiegelt gewesen. Und nun begannen die wohl aufregendsten Minuten in der 8-jährigen Vereinsgeschichte (von der Meisterschaft mal abgesehen). Leipzig führte zwar schnell mit 4:1 und 13:9, aber was sind schon drei oder vier Punkte im Volleyball. Die Spannung war am Siedepunkt. Freiburg gab sich nicht geschlagen und blieb dran. Doch Leipzig konnte den Abstand halten und die Halle feierte jeden einzelnen Punkt. Falk Köthen hatte ein Einsehen und versenkte um 20:51 Uhr den letzten, entscheidenden Angriff. Es war geschafft und die Mannschaft feierte, noch ohne zu wissen, ob es gereicht hat, ihren Sieg. Erst als unser Hallensprecher hinaus posaunte, dass die Volleys weiterhin in der zweiten Liga aufschlagen, war der Jubel dann richtig groß. Das Wunder der Brüderhölle war da. Sponsoren und Vorstandsmitglieder, Helfer und Fans fielen sich in die Arme. Es war einfach nur schön.

 

Verdienter Sports&Travel-MVP wurde Jannik Kühlborn, der nach seiner langen Verletzungszeit wieder so richtig im Team angekommen ist. Und Philipp Görner sei an dieser Stelle auch erwähnt, der als Nachzügler aus der Regionalliga-Mannschaft seine Aufgabe als Mittelblocker sehr gut gelöst hat und von Trainer Rascher für das gesamte Spiel das Vertrauen bekam.

 

Neben Stuttgart ist nun der diesjährige Aufsteiger aus Dresden abgestiegen. Es ist ziemlich bitter für diese junge Mannschaft, die mit 10 Siegen, also einer über 40%igen Erfolgsquote und 31 Punkten absteigt. Wann hat es das schon einmal gegeben, dass diese zweite Liga so stark und bis ins obere Mittelfeld so ausgeglichen war. Selbst der Fünftplatzierte aus Delitzsch hat nur acht Punkte mehr als Dresden, also gerade mal zweieinhalb mal mehr Siege als der Absteiger. Sport ist hart und wir wünschen unseren Dresdner Kollegen eine schnellen Wiederaufstiegserfolg in die zweite Liga.

 

Jetzt, da der Klassenerhalt erst einmal erreicht ist, beginnt nun die Arbeit für die kommende Saison. Im Kader wird es zahlreiche Veränderungen geben und die technisch administrativen Aufgaben in den nächsten Lizensierungswochen werden noch einmal anstrengend, ehe dann der Sommer beginnen kann. Und es wird auch zu analysieren sein, welche Fehler gemacht wurden und wie es so weit kommen konnte, dass aus dem einstigen Meister Leipzig ein Fastabsteiger wurde. Es wird also nicht langweilig werden.

 

Die Mannschaft kann ab sofort die Füße hoch machen und genoß dann auch gleich den gestrigen Erfolg bis in die frühen Morgenstunden beim Leipziger Karli-Beben.

 

Der Verein dankt allen seinen Helfern und Sponsoren und sagt Tschüss, bis zum Saisonauftakt im September.

 

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