Singapur 2010 bietet Chancen, aber auch Risiken
Zum Thema „Erste Olympische Jugendspiele 2010 – Chance oder Gefahr?“ fand am Freitagabend eine Podiumsdiskussion im Rahmen des „3. Leipziger Sportrechtstages“ statt. Eingeladen hatte das Institut für Deutsches und Internationales Sportrecht (IDIS). Unter der Leitung von Moderator Herbert Fischer-Solms (Deutschlandfunk) debattierten in Leipzig Dr. Peter Danckert, Prof. Helmut Digel, Prof. Martin Nolte und Ingo Weiss über die im kommenden Jahr stattfindenden Olympischen Jugendspiele. In einem Punkt waren sich alle vier Podiumsmitglieder einig: Dieser Wettkampf bietet viele Chancen und zugleich auch viele Gefahren.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte 2007 die Olympischen Jugendspiele (OJS) innerhalb von nur zwei Stunden beschlossen. Referent Dr. Peter Danckert bezeichnete dies als „Durchpeitschen des IOC“. Der Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages sieht momentan mehr Probleme als Chancen. Darunter fällt für ihn auch die Dopingproblematik. Nur ein Fall würde seiner Meinung nach ausreichen, um das Event zu gefährden. Auch Prof. Martin Nolte von der Universität Kiel sieht Doping bei Minderjährigen als großes Problem an. „Hier muss der Staat seine Aufsichtspflicht gegenüber Minderjährigen erfüllen und die Jugendlichen gesundheitlich schützen“, so der Professor für Sportrecht. Trotz dieser Bedenken sieht Dr. Danckert auch etwas Positives an den Jugendspielen. So behält das IOC die TV Rechte an den Olympischen Jugendspielen, um keinen Wirtschafts-Event entstehen zu lassen. Die OJS werden in insgesamt 26 Sportarten um 100 Wettkämpfe auf 201 reduziert. Zusätzlich werden Regeländerungen eingeführt. So sollen zum Beispiel im Basketball die Teams aus nur drei Spielern bestehen. Im Modernen Fünfkampf soll das Reiten wegfallen. Mit den geplanten Mix-Staffeln will das IOC nicht nur die Geschlechter vermischen, sondern auch die Nationen untereinander. Damit sollen das gemeinsame Erlebnis und der internationale Austausch in den Vordergrund rücken. Aus diesem Grund werden auch auf Medaillenspiegel oder Rekordlisten verzichtet.
Bei dem Jugendfestival soll nicht der Sport, sondern das pädagogische Begleitprogramm Priorität haben. Daran äußerten alle Podiumsmitglieder ihre Zweifel. „Das gesamte pädagogische Programm wird Alibi sein, das sind Lorbeerkränze“, befürchtete Dr. Danckert. Er und auch die restlichen Podiumsmitglieder vermuten, dass die Sportler nur antreten werden, um zu gewinnen und das pädagogische Begleitprogramm „Culture & Education Program“ (CEP) mit interaktiven Workshops in den Hintergrund rückt. Bei diesem Programm werden über 50 Kultur- und Pädagogik- Aktivitäten stattfinden, bei denen möglichst alle Nationen teilnehmen sollen.
Als einmalige Erfahrung bezeichnete Prof. Helmut Digel, Mitglied der Berater Kommission des IOC für die Jugendspiele, das Event. Jedoch sei der Wettkampf seiner Meinung nach eine bloße Kopie der Erwachsenen Spiele. Er brachte das Argument der Amerikaner an, die den Stellenwert des Olympiasieges im Erwachsenenbereich sinken sehen, wenn es jetzt auch jugendliche Olympiasieger geben wird. „Mit dem Großevent werden sich die Ziele von Jacques Rogge, der Sport solle einen Beitrag leisten gegen Nikotinmissbrauch, Alkoholmissbrauch oder Adipositas, nicht lösen“, so Prof. Digel. Positives für die Spiele sah der Vorsitzende der Deutschen Sportjugend, Ingo Weiss.
„Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) steht hinter dem IOC und befürwortet das Konzept, Jugendliche der ganzen Welt zusammenzubringen und olympische Werte zu vermitteln“, sagte Weiss. Er freue sich auf Singapur und betonte, „Die Olympischen Jugendspiele sind trotz aller Gefahren eine tolle Chance, die wir ergreifen müssen. Wir werden aus diesen Spielen erst lernen müssen“.
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