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Zum Naschen in den Keller

An Süßgikeiten und Knabberzeug herrscht kein Mangel. Regalreihen sind in den Supermärkten damit üppig gefüllt. Hier wird nichts alt und ranzig. Das ist die wahre heiße Ware. Der Bundesbürger läßt sich nicht lange bitten und langt kräftig zu. Wollte er seinen Jahresverbrauch an einem Tag nach Hause tragen, würde das schon eine schwere Last, die er da zu bewegen hätte. Im Vorjahr waren es jedenfalls genau 32,69 kg Süßwaren (umgerechnet in Kartofellsäcke à 5 kg sind das ca. 6 ½) . Dieser statistische Wert enthält Eis, Knabberzeug, Schokolade, Zuckerwaren, feines Backwerk und kakaohaltige Lebensmittelzubereitungen. Sie wollen es leicht, denn Sie essen nur Schokolade? Aber auch da hätten Sie mit mehr als 9 kg genug zu schleppen. Gesundheit liegt im Trend. Ganz klar.

Doch der gegenüber 2005 um 4,21 % gewachsene Verbrauch lässt daran – diesmal leider nicht leicht –  zweifeln. Doch gerade jetzt naht die Zeit der guten Vorsätze, die wohl nicht ganz ohne Hintergedanken den Weihnachtsfeiertagen folgt, und damit die Möglichkeit, etwas an unserem Naschverhalten zu verändern.

 Das meint auch Diplom-Ernährungswissenschaftlerin Yvonne Klepzig vom Ernährungsberatungs- und Trainingszentrum (ETZ). „Alles, was Genuss bereitet, ist auch gesund“, sagt sie. Nur ist es das leider nur dann, wenn wir Maß halten können.  Natürlich sind wir verführbar. Und wir belassen es nur selten bei kleinen Mengen. Denn ist eine Packung erstmal offen, hört man auch schon den Ruf: „Nimm mich, nimm mich ganz.“ Und zugegeben, da dieser Ruf selten ist im Alltag, machen wir uns gern zu willigen Opfern und greifen zu. Und ritsch-ratsch, weg waren sie. Und nicht immer ist das, was wir da verschlingen ungesund. Nüsse sind z. B. sehr gesund wegen ihrer ungesättigten Fettsäuren, Mineralstoffe und Vitamin E. Nur bestehen diese leckeren kleinen Kerne – leider –  zu mehr als 50% aus Fett. „Drei Walnüsse am Tag sind da voll ausreichend“, so Yvonne Klepzig. Und das nicht nur für Aschenbrödel.  Bei fünf Kernen  (ca. 20 g) nehmen wir 135 kcal zu uns und knapp 10g Fett. Bei hundert Gramm… , aber das können Sie ja gern mal selbst ausrechnen. Für die 135 kcal müsste jemand mit 70 kg Körpergewicht ca. 1 Stunde bügeln (www.novafeel.de/fitness/kalorienverbrauch.htm).  30 Minuten Putzen würden es allerdings auch tun.

Sie sehen die Zukunft jetzt eher dunkel und bitter statt hell und süß? Bei der Schokolade liegen Sie da ganz richtig. Denn Schokolade mit höherem Kakaoanteil hat einen niedrigeren Fettgehalt als die vollmilchige Schwester. Studien belegen, sie ist außerdem nicht nur gut fürs Herzkreislaufsystem, sondern schüttet im Gehirn auch Glückshormone aus. Doch gewaltig sind die Unterschiede bei den Kalorien nicht. Die helle Schokli bringt es auf 569, die dunkle auf 521 kcal je 100 g. Unter drei Stunden Bügeln bekommt man das Fett auch da nicht weg.

„Die meisten Süßwaren sind Nahrungsmittel mit einem hohen glykämischen Index“, berichtet Yvonne Klepzig. Die Kohlenhydrate werden sehr schnell vom Körper aufgenommen. Der Blutzuckerspiegel steigt rasch an und große Mengen an Insulin werden ausgeschüttet. Das Körperfett wird nicht abgebaut und dass überschüssige Insulin lässt den Blutzuckerspiegel wieder sinken, wodurch eine leichte Unterzuckerung entsteht, die dann zum Heißhunger führt. Ein Kreislauf, der uns das einzige Gold verschafft, auf das wir nicht scharf sind: Hüftgold.

Aber gibt es denn nun gar keine gesunden Alternativen? „ Bei Salzstangen, andere fettarme Knabberein, Gemüsesticks oder Reiscräcker, naturell, können die Portionen größer sein. Generell sollten wir auf Genuss auf keinen Fall verzichten, sonden ihn sinnvoll in den Tagesablauf einbauen“, so die Fachkundige. Oft wird zwischen den Mahlzeiten, beim Fernsehen oder abends genascht.
Das setzt mehr an, als ein Stück Schokolade zur Hauptmahlzeit. Und die Ernährungswissenschaftlerin weiß, wovon sie spricht, denn Genuss verbietet auch sie sich nicht.
Auch Trockenobst ist gut, weil es die Verdauung zusätzlich anregt. Nur sollte hier darauf geachtet werden, dass es ungeschwefelt und der Energiegehalt einer kleinen Rosine genau so groß ist wie der einer Weintraube. Aber nicht nur die gesünderen Naschwerke sollten gewählt werden, sondern auch ein alternatives Genießen. Auch wird das Essen immer mehr in den Mittelpunkt des Genießens gestellt. Genuß ist vielfältig und nicht – wie für viele – Ersatzhandlung. Statt einer ganzen Tafel Schokolade kann es auch ein Wannebad bei Kerzenschein, statt der Tüte Chips der Kinobesuch  oder doch lieber das Lesen des Sachbuchs: „Macht Schokolade wirklich glücklich?“ sein.
Wer sich aber nicht vorschreiben lassen will, was und wie viel er /sie genießen darf, der hat nur eine Chance den Fettstoffwechsel und damit seinen Körper in Balance zu halten: Bewegung heißt dieses Prinzip Hoffnung. Zwei- bis dreimal pro Woche Ausdauertraining. Und wer mit neu aufgebauten Muskeln kleine Fettverbrennungsöfchen haben will, der sollte das zusätzlich mit leichten Kraftübungen fördern. Anfangen kann man damit immer. Vor und nach Feiertagen. „Im Grunde nimmt man nicht zwischen Weihnachten und Sylvester zu, sondern zwischen Sylvester und Weihnachten“, erklärt Yvonne Klepzig. Sie mistet z. B. vor- oder nachbeugend abends zwei Stunden den Pferdestall aus. Und noch einen Tipp hat sie für die eher Bequemen, wie sie besser der süßen und salzigen Versuchung widerstehen können. Schokolade & Co.  sollten nicht in greifbarer Nähe, sondern weit weg von der Couch deponiert werden. Clever. Denn mal ganz ehrlich, wer geht schon gern zum Naschen in den Keller.
text: p.s

Ernährungsberatungs- und Trainingszentrum ETZ – Marion Scholz
am Bayerischen Bahnhof
Paul-List-Straße 11
04103 Leipzig

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